BARF-Mythos #2:
BARFen ist zu teuer
Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)
BARF-Mythos #2:
Barfen sei viel teurer als den Hund mit Fertigfutter zu ernähren
Es wird immer wieder behauptet, dass BARF gegenüber Fertigfutter einfach viel zu teuer wäre. Die monatlichen Kosten wären kaum tragbar, vor allem für große Hunde wie Rhodesian Ridgebacks. Aber stimmt diese Aussage wirklich? Und wenn ja, wie kommt das? Ein Vergleich fällt hier sehr leicht, denn jeder Hersteller gibt entsprechende Fütterungsempfehlungen bekannt, die Preise der Futtersorten sind ebenfalls leicht zusammen zu tragen und so kann man eine ganz einfach eine Vergleichskalkulation erstellen:
Kosten mit BARF
Bayo frisst monatlich 6 kg Muskelfleisch (2,80 €/kg), 2,8 kg Pansen (1,55 €/kg), 2 kg Innereien (1,50 €/kg), 2 kg rohe fleischige Knochen (1,50 €/kg), 3 kg Obst/Gemüse (2,00 €/kg), etwas über 1 kg Butter oder Schweineschmalz (5,13 €/kg), 500 g Hirse (4,00 €/kg) oder 2kg Kartoffeln (1,20 €/kg) und dazu noch etwas Öl oder Kräuter. Die Knochen und das Fett bekomme ich eigentlich geschenkt, weshalb meine Kosten noch etwas geringer sind, aber grundsätzlich kann man sagen:
⇒ Monatliche Kosten: 45 €
Kosten mit Trockenfutter
Auf dem Fertigfutter-Markt gibt es eine nahezu unendliche Auswahl an Trockenfuttern – vom so genannten Supermarkt-Futter bis hin zur Premiumqualität. Die Preise für die einzelnen Futtersorten unterscheiden sich sehr stark. Daher erstelle ich mal eine Übersicht verschiedener Trockenfuttersorten:
- Pedigree Complete Adult Maxi mit Geflügel und Reis (2,00 €/kg), 400 g/Tag = 25,20 €
- Marengo Premium (3,89 €/kg), 400 g/Tag = 46,68 €
- Platinum Adult Lamb & Rice (3,53 €/kg), 460 g/Tag = 48,71 €
- Orijen Adult (5,11 €/kg), 400 g/Tag = 61,32 €
- Hill's Canine Adult Large Breed Huhn (4,04 €/kg), 405 g/Tag = 49,09 €
- Lupovet Poulet Suisse (4,07 €/kg), 420 g/Tag = 51,28 €
⇒ Monatliche Kosten: 25–58 €
Kosten mit Dosenfutter
Auch Feuchtfutter gibt es in unterschiedlichen Preiskategorien, meist ist es deutlich teurer als Trockenfutter, es enthält jedoch oftmals auch viel mehr Fleisch:
- Pedigree Pur (2,50 €/kg), 1.600 g/Tag = 112,00 €
- Marengo Wolfshappen (6,50 €/kg), 600 g/Tag* = 109,20 €
- Terra Canis (4,70 €/kg), 760 g/Tag = 100,02 €
- Lunderland (4,00 €/kg), 760 g/Tag* = 85,12 €
- Hill's Canine Adult (5,40 €/kg)), 1.875 g/Tag = 283,50 €
*kein Alleinfutter, weitere Kosten für Gemüse + Mineralstoffmischung kommen hinzu, ca. 10 €/Monat
⇒ Monatliche Kosten: 95–240 €
Kritische Betrachtung:
Die Zusammensetzung
Wie man sieht, bestehen deutliche Preisunterschiede zwischen den einzelnen Futtersorten und Fütterungsarten. Wie kommt es aber dazu? Ganz einfach, wenn ein Futter zu einem sehr günstigen Preis angeboten wird, dann enthält es schlichtweg wenig der preistreibenden Komponenten im Futter: Fleisch. Das macht natürlich den Vergleich der Futtersorten einzig und allein bezogen auf den Preis etwas schwierig. Ein Vergleich der eingesetzten tierischen Komponenten im Futter gibt jedoch Aufschluss:
BARF: 77 %
Trockenfutter:
- Pedigree Complete Adult Maxi mit Geflügel und Reis: keine Angabe, Hauptbestandteil Getreide
- Marengo Premium: 60 % (in der Feuchtsubstanz)
- Platinum Adult Lamb & Rice: 70 %
- Orijen Adult: 70 %
- Hill's Canine Adult Large Breed Huhn: 30 %
Dosenfutter:
- Pedigree Pur: 60 %
- Hill's Canine Adult: 12 %
- Marengo Wolfshappen: 70 %*
- Terra Canis: 50 %
- Lunderland: 70 %*
*kein Alleinfutter: Gemüse muss hinzugefügt werden, ca. 30%
Wenn man nun z. B. BARF mit dem preiswerten Trockenfutter von Pedigree vergleichen will, dann vergleicht man Äpfel mit Birnen, denn das Trockenfutter von Pedigree enthält kaum Fleisch: es besteht zum Großteil aus Getreide und bei dem enthaltenen tierischen Anteil weiß man nicht, ob es sich um wertvolle Bestandteile handelt, oder einfach nur bindegewebsreiche Schlachtabfälle. Würde man eine BARF-Mahlzeit erstellen, die nur 10 % Fleisch enthält und zu 90 % aus Reis besteht, dann wäre diese noch billiger als das billigste Trockenfutter….
Die Deklaration
Selbst bei den hochwertigen Futtersorten (Anteil tierischer Erzeugnisse über 50%) muss man aufpassen, denn die Angabe des Fleischanteils ist oft irreführend. Einige Hersteller wiegen den Fleischanteil als Feuchtmasse, den Getreide-Anteil allerdings als Trockenmasse: so verschiebt sich das Ergebnis natürlich zugunsten des angegebenen Fleischanteils.
Hier ein kleines Rechenbeispiel dazu:
Eine Futterration besteht in der Feuchtmasse aus 200 g Hirseflocken und 800 g Fleisch. Sie enthält somit 80 % Fleisch. Verarbeitet man diese Masse nun zu einem Trockenfutter, dann erhält man ca. 600 g einer trockenen Masse, die zu 200 g aus Hirseflocken und nur noch 320 g aus Fleisch besteht. Dieses Trockenfutter hat also bei einer Betrachtung der Trockenmasse nur noch 62 % Fleisch. Bei BARF ist es übrigens umgekehrt, denn Gemüse/Obst enthält noch mehr Wassser als Fleisch: 200 g Gemüse und 800 g Fleisch ergeben in der Trockenmasse ein Verhältnis von 91 % Fleisch zu 9 % Gemüse.
Außerdem weiß man leider selten, welche tierischen Komponenten im Fertigfutter vorkommen und selbst wenn die Hersteller die Inhaltsstoffe offen deklarieren, sind die Inhaltsstoffe nicht immer wirklich ernährungsphysiologisch sinnvoll für den Hund. Marengo Premium ist z. B. im Vergleich zu BARF preiswerter und es enthält auch 60 % tierische Zutaten (jedenfalls in der Feuchtsubstanz), aber die bestehen fast ausschließlich aus Rindergrieben. Das sind s. g. bindegewebsreiche Schlachtabfälle, die man gemäß wissenschaftlicher Erkenntnissen nur in Maßen füttern sollte.
Eigentlich ist BARF nur mit s. g. Vollfleischdosen vergleichbar, bei denen man wirklich weiß, welche Zutaten verarbeitet wurden und mit denen man einen wirklich hohen Fleischanteil im Futter sicherstellen kann: aber wie die Berechnung zeigt, ist die Fütterung derartiger Dosen deutlich preisintensiver als BARF.
Kann gutes Futter wirklich billig sein?
Dass BARF eigentlich gar nicht teurer sein kann als ein wirklich vergleichbares, hochwertiges Futter mit einem hohen Fleischanteil, hat einen ganz einfachen betriebswirtschaftlichen Hintergrund:
Wenn man 1 kg Fleisch kauft, zahlt man dafür eben ca. 2,80 €/kg. Als Trockenmasse kostet 1 kg Fleisch dann ca. 6,50 €. Ein Futtermittelhersteller verfügt sicherlich über andere Einkaufskonditionen, aber auch er wird das Fleisch nicht geschenkt bekommen. Der Hersteller muss die Zutaten verarbeiten, in Dosen abfüllen oder zu Brocken pressen, das Produkt verpacken und lagern. Er muss das Futter vermarkten (hat also Marketing- und Vertriebsausgaben) und es von A nach B transportieren lassen. Dadurch entstehen entsprechende Kosten, die natürlich auf das Produkt umgelegt werden. Außerdem möchte der Hersteller natürlich gern noch etwas an dem Futter verdienen - ein weiterer Preisaufschlag. Der Händler, an den der Hersteller das Futter vertreibt, hat auch gewissen Kosten (Lagerkosten, Personalkosten, etc.) zu decken und so nimmt auch er einen Preisaufschlag vor. Diese Aufschläge spiegeln sich in jedem Futter wider.
Wie soll es also möglich sein, dass der Kilopreis eines Futters preiswerter sein soll als unverarbeitetes Fleisch (1 kg Trockenfleisch = 6,50 €)? Das ist schlichtweg nicht möglich und deswegen ist die Ursache für geringe Preise auch schnell identifiziert: zu wenig Fleisch im Futter.
Fazit
Wie die Berechnung zeigt, liegen die absoluten monatlichen Kosten mit BARF eher im Mittelfeld. Was man jedoch bedenken sollte, ist die Zusammensetzung des Futters. Hunde sind bekanntermaßen Karnivore, d. h. sie ernähren sich hauptsächlich von Fleisch & Co. Sie fressen natürlich auch andere Futterkomponenten, aber tierische Bestandteile sollten den Hauptteil der Nahrung ausmachen. Das gewährleisten nur Futtersorten, die noch teurer sind als BARF...
Ergo: BARF ist preiswerter als vergleichbare Fertigfutter!
Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)
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