Barfberatung Franken

"Franken-BARF" - Ihre Ernährungsberatung für Hunde und Katzen im Nürnberger Land

BARF-Mythos #6:

BARF geht auch ohne Obst & Gemüse


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)


BARF-Mythos #6:

BARF geht auch ohne Obst & Gemüse


Wenn es um pflanzliche Zutaten in der Ernährung von Hunden geht, scheiden sich die Geister. Man findet alle Extreme: Von der komplett veganen Ernährung eines Hundes, über riesige pflanzliche Anteile im Futter bis hin zur reinen Fleisch-, Knochen- und Innereienfütterung.
    
Manch einer argumentiert, der Hund sei im Laufe der Domestikation derart an pflanzliche Kost gewöhnt worden, dass es überhaupt kein Problem sei, den Hund hauptsächlich oder gar vollständig damit zu versorgen. Andere meinen, der Hund sei wie sein Vorfahre der Wolf kein reiner Fleischfresser und daher müsse er auch pflanzliche Inhaltsstoffe zu sich nehmen, schließlich würde der Wolf gleich zuerst den Mageninhalt seiner Beute fressen (das ist eine Mär, die sich hartnäckig hält: der Mageninhalt wird vom Wolf verschmäht, wenn das Beutetier nicht zu klein ist). Und die nächste Gruppe ist der Meinung, dass Wölfe nur dann pflanzliche Nahrung zu sich nehmen, wenn es nicht anders ginge – also in Notsituationen, weshalb man einem Hund dies nicht zumuten müsse.
    
Nun, die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Beim Barfen geht es darum, die natürliche Nahrung eines Beutefressers nachzustellen. Da dieser seine Beute mit Haut und Haar frisst und zudem auch noch Kot von Pflanzenfressern oder Beeren und Gras, sollte man auch bei BARF entsprechende schwer verdauliche Komponenten bereitstellen. In Studien wurde der Kot von Wölfen untersucht. Aus einer dieser Studien geht z. B. hervor, dass sich in der Losung der Tiere 0,3 % Beeren, 1,9 % Pflanzenmaterial und etwa 3,4 % anderen Bestandteile wie Blätter, Äste und Steine befinden. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem Anteil dieser Dinge in der Nahrung, denn im Kot sind schließlich nur die unverdaulichen Reste von Nahrung nachweisbar. Das bedeutet, dass ein Wolf weit mehr als 0,3 % Beeren aufnehmen muss, um im Kot 0,3 % nachweisen zu können.
Warum Wölfe "freiwillig" Pflanzenmaterial und andere unverdauliche Bestandteile aufnehmen, ist nicht bekannt. Man vermutet, dass diese Dinge den Darm von Parasiten und Haaren befreien oder als Brechmittel dienen.   

 
Ballaststoffe beeinflussen die Verdauung
    
Egal, welcher Theorie man glauben schenken mag, Fakt ist, dass Hunde einen gewissen Teil an schwer- bzw. unverdaulichen Nahrungskomponenten benötigen. Diese erhöhen nämlich de Füllungsdruck im Verdauungskanal und fördern damit die Darmperistaltik und –passage. Man geht davon aus, dass ein Anteil von 1–1,5 % Rohfaser in der Trockenmasse des Futters vollkommen ausreichend ist.
    
Außerdem benötigen Hunde unverdauliche Faserstoffe zur Gesunderhaltung der Darmflora, da sich die "guten" Darmbakterien mittels mikrobieller Fermentation von bestimmten Faserstoffen ernähren.
   

Hohe Fasergehalte finden sich vor allem im Getreide, insbesondere in Kleie, aber auch in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen. Allerdings führt man mit Getreide und Hülsenfrüchten dem Hund auch nicht unerhebliche Anteile minderwertiger Proteine zu, was negative Konsequenzen haben kann, weshalb sich Obst, Gemüse und in kleinen Mengen Nüsse sowie Samen besser als Rohfaserflieferanten eignen.
   

Wird der Anteil an Rohfaser zu groß, hat das wiederum Nachteile für den Hund, denn dadurch wird die Verdaulichkeit des Futters gesenkt. So geht mit einer Zunahme des Rohfasergehalts im Futter um 1 % in der Trockenmasse, die Verdaulichkeit des organischen Futteranteils um 1,6 % zurück.
    
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Kotmenge: Je mehr unverdauliche Substanzen in der Nahrung sind, desto mehr muss der Hund natürlich wieder ausscheiden. Dabei können die Auswirkungen recht heftig sein – ein Absinken der Verdaulichkeit um etwa 10 % kann zu einer Verdoppelung der Kotmenge führen.
    
Bei BARF muss man sich diesbezüglich jedoch keine Gedanken machen: Auch wenn der Anteil an Obst und Gemüse mit 20 % auf den ersten Blick recht hoch   erscheint, sollte man sich vor Augen halten, woraus Obst und Gemüse hauptsächlich besteht, nämlich aus Wasser. Ein Apfel beispielsweise besteht zu 84 % aus Wasser, zu 0,2 % aus Fett, 0,3 % aus Rohprotein, 0,3 % aus Rohasche und 0,8 % aus Rohfaser. Das bedeutet, dass z. B. ein 30 kg Hund, für den in einer BARF-Ration etwa 120 g Obst und Gemüse am Tag vorgesehen sind, insgesamt etwa 1–2 g Rohfaser am Tag aufnimmt. Demnach wird weder die Verdaulichkeit des Futters negativ beeinflusst, noch die Kotmenge drastisch erhöht. Den größten Einfluss haben diese Komponenten wohl eher auf den Wasserhaushalt des Körpers.       


 Liefern Obst & Gemüse nicht auch wichtige Nährstoffe?
    
Viele Leute sind der Meinung, dass der pflanzliche Anteil in einer BARF-Mahlzeit äußerst wichtig wäre, um eine ausreichende Versorgung des Hundes mit wichtigen Nährstoffen zu gewährleisten. Sie stehen daher stundenlang in der Küche und schneiden und pürieren 100 verschiedene Obst- und Gemüsesorten, um die Vitaminversorgung sicherzustellen. Das ist aber gar nicht nötig. Ein Hund ist ein Beutefresser. Die wichtigsten Nährstoffe zieht der Hund daher aus Fleisch, Innereien und Knochen. Lässt man den pflanzlichen Anteil in der Nahrung weg, fehlt es dem Hund an keinem einzigen essenziellen Nährstoff, denn in den tierischen Komponenten ist alles enthalten, was er benötigt. Einzig Vitamin C findet sich nur in geringen Mengen darin. Aber gesunde Hunde benötigen das noch nicht einmal, denn sie können es selbst synthetisieren.   

   
 Wozu dann Obst & Gemüse füttern?
    
Nun könnte man schlussfolgern, dass man sich das Pürieren von Obst & Gemüse gänzlich sparen und dem Hund einfach Cellulose ins Futter geben könnte, damit er genügend Ballaststoffe zu sich nimmt. Ganz so wertlos sind Obst & Gemüse aber dann doch nicht. Sie sind zwar nicht in erster Linie für die Nährstoffversorgung notwendig, aber sie liefern eine ganze Reihe sekundärer Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können, denn viele dieser bioaktiven Substanzen haben gesundheitsfördernde Eigenschaften.

  • So wirken z. B. Carotinoide, die vor allem in Karotten, Aprikosen, Grünkohl, Spinat und Kopfsalat vorkommen antioxidativ, immunstimulierend, antikanzerogen und verhindern Zellkernschädigungen.
  •  Phytosterine, die vor allem in Samen wie z. B. Sonnenblumenkernen oder Sesam zu finden sind, wirken ebenfalls krebshemmend und zudem Cholesterin-senkend.
  • Auch Saponine (Hülsenfrüchte, Spinat, Knoblauch) haben gesundheitsfördernde Eigenschaften und wirken antikanzerogen,        antimikrobiell, Cholesterin-senkend, immunmodulierend und entzündungshemmend.
  • Phenolsäuren und Flavonoide, die in fast allen Pflanzen vorkommen, sind ebnso antikanzerogen, antimikrobiell und antioxidativ.
  • Monoterpene, die vor allem in Obstsorten wie Äpfeln, Aprikosen, Himbeeren oder Heidelbeeren zu finden sind, wirken antikanzerogen.
  • Sulfide (wie sie z. B. in Knoblauch vorkommen) haben ein breites Wirkungsspektrum und sind antikanzerogen, antimikrobiell, antioxidativ, antithrombotisch, immunmodulierend, entzündungshemmend, Cholesterin-senkend und verdauungsfördernd, indem sie den Speichelfluss und die Magensaftsekretion und die Darmperistaltik anregen. Außerdem haben sie im Fall von Knoblauch auch eine anthelminthische (gegen Würmer) Wirkung.


Warum muss man das Gemüse pürieren?


Zum einen ist es so, dass viele Hunde eine ganze, rohe Karotte im Napf liegen lassen würden, hingegen das pürierte Gemüse, was am Fleisch klebt,    mitgefressen wird. Zum anderen ist es so, dass bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe besser aufgenommen werden können, wenn die Zellwände der Pflanzen zerschlagen sind. Das ist auch die Voraussetzung dafür, dass Hunde einige Nährstoffe aus dem Obst und Gemüse aufnehmen können. Das brauchen die Tiere zwar nicht zwingend, um den Nährstoffbedarf zu decken, aber es schadet sicher     nicht. Zum Pürieren eignen sich ganz normale Pürierstäbe, günstige Standmixer oder die etwas teureren Blender, mit denen sich das gesundheitsbewusste Frauchen oder Herrechen auch noch selbst einen Smoothie machen kann.


Mein Hund frisst sein Gemüse nicht

Es gibt einige Vierbeiner, die vegetarische Komponenten in ihrem Futter verweigern und ihr Gemüse weder roh, noch gekocht fressen wollen. Keine Panik. Auch dafür gibt es eine Lösung. Wie bereits ausgeführt benötigen Hunde Grünzeug nicht zur Nährstoffversorgung, sondern als Ballaststofflieferanten. Die kann man z. B. auch    mit Flohsamenschalen zuführen. Der Vorteil von Flohsamenschalen ist, dass sie im Gegensatz zu Weizenkleie & Co. in der Regel auch von Allergikern vertragen werden und dass man nur sehr geringe Mengen davon braucht. Und keine Angst, sie haben rein gar nichts mit Flöhen zu tun. Und die im Gemüse befindlichen sekundären Pflanzenstoffe kann man auch über eine Kräutermischung zuführen.


Fazit

Hunde benötigen einen gewissen Anteil Rohfaser in ihrer Nahrung, der jedoch nicht zu hoch sein sollte, weil sonst die Verdaulichkeit des Futters insgesamt absinkt. Obst und Gemüse sind gute Rohfaserquellen und liefern außerdem sekundäre Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Aus diesem Grund ist es durchaus sinnvoll, Hunden eine gute Mischung aus rotem (z. B. Beeren), gelben (z. B. Karotten, Aprikosen) und grünem (z. B. Spinat, Feldsalat, Grünkohl) Obst & Gemüse und außerdem auch in geringen Mengen Dinge wie Knoblauch oder Nüsse und Samen anzubieten. Was Hunde nicht fressen sollten, ist hier zu finden.


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)


 © Franken-BARF

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